Strohdämmung: Einsatzbereiche, Eigenschaften und Kosten

Anna Vöpel
Zuletzt aktualisiert: 12/09/2025
Kategorie: Wärmedämmung

Stroh ist mehr als nur ein Produkt der Landwirtschaft. Als natürlicher Dämmstoff erlebt es in Zeiten von Energiekrise und Klimaschutz ein starkes Comeback. Ob im Neubau, Altbau oder zur Innendämmung: Strohdämmung punktet mit exzellenten ökologischen Eigenschaften, hoher Energieeffizienz und einem günstigen Preis. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige zu Einsatzbereichen, Dämmwerten, Kosten, Machbarkeit im Eigenbau und empfehlenswerten Herstellern.

    Das Wichtigste zuerst

  • Strohdämmung besitzt gute Dämmeigenschaften mit U-Werten von 0,13 bis 0,20 W/m²K.
  • Strohdämmung kostet 50 bis 130 € pro m² inklusive Montage und Putz.
  • Dämmen mit Stroh ist sehr nachhaltig, da Strohdämmung ein regionaler, nachwachsender, CO₂-sparender und vollständig recycelbarer Baustoff ist.
  • Mit Kalk- oder Lehmputz werden problemlos Feuerwiderstandsklassen von REI 30 bis 90 erreicht.
  • Strohdämmug ist für Außenwände, Innendämmung und Dachflächen geeignet.

Für welche Einsatzbereiche eignet sich eine Strohdämmung?

Strohdämmung eignet sich für die Außendämmung, Innendämmung sowie die Dämmung von Dachflächen. 

Für die Außendämmung kommen vor allem gepresste Baustrohballen zum Einsatz, die in einen tragenden Holzrahmen eingebaut und anschließend mit Lehm- oder Kalkputz verputzt werden. Im Innenbereich werden meist kompakte Strohdämmplatten verwendet, die sich einfach montieren lassen und sich besonders für Altbauten mit schwierigen Wandverhältnissen eignen. Für schwer zugängliche Hohlräume, wie im Dach oder in Zwischenwänden, eignet sich die Stroheinblasdämmung. Hierbei werden Strohhäcksel oder fein zerkleinertes Strohmaterial eingeblasen.

Foto von einem Haus mit Strohdämmung in Form von gepressten Baustrohballen

Gepresste Baustrohballen als Strohdämmung (© Julitt/stock.adobe.com)

Wie sind die Dämmeigenschaften von Stroh?

Stroh überzeugt als natürlicher Dämmstoff mit guten Dämmeigenschaften. Der Wärmedurchgangskoeffizient (auch U-Wert genannt) von gepresstem Stroh liegt bei 0,13 bis 0,20 W/m²K, abhängig von der Pressdichte und dem Wandaufbau. 

Stroh erreicht Dämmwerte, die mit modernen Dämmstoffen vergleichbar sind. Besonders in Form von Strohballen oder dichten Strohdämmplatten lässt sich ein sehr guter Wärmeschutz erzielen, sowohl für Sommer- als auch Wintertemperaturen.

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Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) gibt an, wie viel Wärme pro Quadratmeter durch ein Bauteil verloren geht. Je niedriger der U-Wert, desto besser ist die Dämmwirkung. Beispielsweise bedeutet ein U-Wert von 0,15 W/m²K (Watt pro Quadratmeter mal Kelvin), dass nur 0,15 Watt Wärme pro Quadratmeter bei einem Temperaturunterschied von 1 °C entweichen.

Die Dämmleistung hängt dabei auch vom λ-Wert (Lambda-Wert ≙ Wärmeleitfähigkeit) des verwendeten Dämmstoffs ab. Je geringer dieser ist (λ = 0,045 W/mK bei Stroh), desto besser kann ein Material die Wärme zurückhalten und desto niedriger fällt der U-Wert im fertigen Wandaufbau aus.

Auch beim Schallschutz kann Stroh punkten: Durch seine faserige Struktur dämpft es den Luftschall wirksam und verbessert die Raumakustik. Insbesondere bei Innenwänden führt dies zu einer spürbaren Verbesserung der Raumakustik und reduziert störende Geräusche zwischen angrenzenden Räumen.

Beim Brandschutz schneidet gepresstes Stroh besser ab als oft angenommen. In dichten Ballen oder Platten ist kaum Sauerstoff vorhanden, was die Entflammbarkeit stark reduziert. Mit geeigneter Putzschicht (Lehm oder Kalk) erreicht eine strohgedämmte Wand problemlos die Feuerwiderstandsklasse REI 30 bis 90, hält also 30 bis 90 Minuten Feuer stand.

Die Bezeichnung REI steht für R (Tragfähigkeit), E (Raumabschluss, also kein Durchtritt von Flammen oder Rauch) und I (Wärmedämmung, also begrenzte Hitzeübertragung). Für Einfamilienhäuser ist in der Regel REI 30 ausreichend, während bei mehrgeschossigen Wohnbauten häufig REI 60 oder 90 vorgeschrieben sind. Entscheidend für den Brandschutz ist, dass das Stroh vollständig mit nicht brennbarem Putz umschlossen ist.

Dämmeigenschaften von Strohdämmung im Überblick:

EigenschaftWert / EinstufungEinorndung
Wärmeleitfähigkeit0,045 W/mKje niedriger desto besser die Dämmung
U-Wert (Wandaufbau)0,13 – 0,20 W/m²Kwie moderne Dämmstoffe
SchallschutzGutinsbesondere verbesserte Raumakustik
BrandschutzREI 30 – 90 (mit Lehm- oder Kalkputz)Feuerwiderstand von 30 bis 90 Minuten
Dampfdiffusionhoch (diffusionsoffen)reguliert Feuchtigkeit und beugt Schimmelbildung vor

Kann ich eine Strohdämmung selber machen?

Grundsätzlich lässt sich eine Strohdämmung mit handwerklichem Geschick auch selbst umsetzen, zumindest wenn Sie mit Strohballen oder Strohdämmplatten arbeiten. Diese Varianten eignen sich besonders für Bauherren, die in Eigenleistung dämmen möchten, etwa bei der Innendämmung oder bei einfachen Dachkonstruktionen. Wichtig ist dabei eine sorgfältige Verarbeitung sowie der Einsatz diffusionsoffener Putze wie Lehm- oder Kalkputz, um Wärmebrücken und Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden.

Anders sieht es bei der Einblasdämmung mit losem Stroh aus. Hier ist in der Regel ein zertifizierter Fachbetrieb erforderlich, da die Dämmung maschinell eingebracht, gleichmäßig verdichtet und lückenlos verarbeitet werden muss. Eine unsachgemäße Ausführung kann zu Wärmeverlusten, Setzungen oder Feuchtigkeitsschäden führen. Zudem sind Fachbetriebe oft Voraussetzung für Förderungen oder für den Nachweis der energetischen Qualität.

Wer eine Strohdämmung in Eigenregie umsetzen möchte, sollte das Vorhaben deshalb gut planen und im Zweifel Rücksprache mit einem Energieberater oder einem Fachplaner halten. Das gilt besonders bei Altbauten oder komplexeren Bauteilen.

Eignet sich eine Strohdämmung für den Altbau?

Eine Strohdämmung eignet sich auch für den Altbau, vor allem im Rahmen einer Innendämmung. Hierfür eignen sich am besten Strohdämmplatten, da sie sich einfach montieren lassen und sich gut an bestehende Wandflächen anpassen. Sie sind diffusionsoffen, regulieren die Feuchtigkeit und sorgen für ein angenehmes Raumklima. Gerade bei unsanierten Außenwänden oder unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden kann die Innendämmung mit Stroh eine nachhaltige und baubiologisch wertvolle Lösung sein.

Was kostet eine Strohdämmung?

Eine Strohdämmung kostet zwischen 50 und 130 € pro Quadratmeter, je nach Verfahren und Material. Für die nachträgliche Außendämmung eines typischen Einfamilienhauses mit 150 m² Fassade müssen Hausbesitzer mit Gesamtkosten von 9.000 bis 20.000 € rechnen. In den Preisen sind das Material, der Putz und die Montage bereits enthalten.

Die reinen Materialkosten sind sehr günstig und liegen bei nur 10 bis 15 €/m². Die Arbeitskosten für die Montage betragen gut 30 bis 60 €/m². Das Verputzen kostet nochmals 30 bis 45 €/m². 

Kostenübersicht verschiedener Strohdämmmaßnahmen (2025):

DämmaßnahmePreis pro m²Gesamtkosten für 150 m²
Außendämmung mit Baustroh60 – 130 €/m²9.000 – 20.000 €
Innendämmung mit Strohdämmplatten50 – 100 €/m²7.000 – 15.000 €
Einblasdämmung mit Häckselstroh55 – 90 €/m²8.000 – 14.000 €

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Wie ist der Wandaufbau beim Dämmen mit Stroh?

Beim Dämmen mit Stroh besteht der typische Wandaufbau aus mehreren funktionalen Schichten. Im Kern befindet sich die eigentliche Dämmschicht aus Stroh. Diese wird von einer tragenden Holzkonstruktion oder vorhandenen Wandflächen gehalten. Außen und innen sorgt jeweils ein mehrlagiger Putz aus Lehm oder Kalk für Witterungsschutz, Brandschutz und Feuchtigkeitsregulierung. Je nach Aufbau kann zusätzlich eine luftdichte Ebene eingebaut werden, etwa in Form einer Lehmplatte oder Putzlage mit integrierter Armierung.

Was ist beim Dämmen mit Stroh zu beachten? 

Damit eine Strohdämmung dauerhaft funktioniert und den bauphysikalischen Anforderungen genügt, sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Feuchteschutz sicherstellen: Stroh ist empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Daher sind eine regendichte Außenschicht, gute Schlagregensicherheit und eine funktionierende Dampfbremse (Folie, die den Durchgang von Wasserdampf bremst) essenziell, insbesondere bei Innenwänden und Dachkonstruktionen.
  • Nur trockenes, schädlingsfreies Stroh verwenden: Das Stroh muss bei der Verarbeitung absolut trocken (unter 15% Restfeuchte) und frei von Schimmel oder tierischen Rückständen sein. Verwenden Sie am besten nur zertifiziertes Baustroh.
  • Geeignete Putzsysteme wählen: Lehm- oder Kalkputz sind optimal, da sie diffusionsoffen sind, Feuchtigkeit ausgleichen und brandschutztechnisch vorteilhaft wirken. Sie müssen sorgfältig aufgetragen und mit Armierungsgewebe verstärkt werden.
  • Brandschutzanforderungen beachten: Je nach Gebäudeart gelten gesetzliche Vorgaben zur Feuerwiderstandsdauer (z. B. REI 30 für Einfamilienhäuser). Der Wandaufbau und die Putzschicht müssen diese Anforderungen erfüllen.
  • Statische Anforderungen prüfen: Bei nachträglicher Außendämmung muss die vorhandene Wand die zusätzliche Last (15–25 kg/m²) aufnehmen können. Eine vorherige statische Prüfung ist daher immer ratsam.
  • Fachgerechte Ausführung sicherstellen: Vor allem bei Einblasdämmung oder größeren Dämmflächen sollte ein erfahrener Fachbetrieb mit entsprechender Zertifizierung beauftragt werden, um Feuchtigkeitsschäden, Wärmebrücken und Bauschäden zu vermeiden.

Welche Vor- und Nachteile hat Stroh als Dämmstoff?

Stroh als Dämmstoff bietet sowohl zahlreiche ökologische als auch bauphysikalische Vorteile, ist jedoch nicht in allen Bereichen uneingeschränkt einsetzbar. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Vor- und Nachteile auf einen Blick:

VorteileNachteile
nachwachsender, regionaler Rohstofferhöhter Planungsbedarf
recycelbarerhöhter Montageaufwand bei Strohballen
sehr gute Dämmeigenschaften (λ ~ 0,045 W/mK)erfordert guten Feuchteschutz (Dampfbremse und Putz)
guter sommerlicher Hitzeschutz durch hohe Wärmespeicherungoft nicht für den Eigenbau geeignet
top CO₂-Bilanznur wenige zertifizierte Produkte sind verfügbar
guter SchalltschutzBaugenehmigung oder zertifizierungs Nachweise nötig
kostengünstige Materialien

Welche Hersteller gibt es?

Wer eine nachhaltige Strohdämmung kaufen möchte, hat mittlerweile eine wachsende Auswahl an Anbietern in Deutschland und Europa. Die Strohdämmung-Hersteller spezialisieren sich je nach Produkt auf Einblasdämmung, vorgefertigte Strohdämmplatten oder klassische Baustrohballen. Hier finden Sie eine Übersicht über bekannte Anbieter und deren Dämmarten.

HerstellerDämmart
ClaytecStrohdämmplatten, Lehm-Stroh-Systeme
Naturbaustoffe HuppenbergerStrohdämmplatten
MaxitStrohdämmplatten
Iso-StrohEinblasdämmung
Baustroh GmbHBaustrohballen
Egginger NaturbaustoffeStrohdämmplatten
Hansen DämmtechnikEinblasdämmung
Zoe-CircularEinblasdämmung
Halm BmbHStrohdämmplatten
SonnenKleeBaustrohballen, Einblasdämmung
Lorenz SystemeStrohdämmplatten

Was sind Alternativen?

Alternativen zur Strohdämmung gibt es viele, sowohl im Bereich der natürlichen Dämmstoffe als auch bei konventionellen Materialien. Welche Dämmstoffe für die Dämmarbeiten infrage kommen, hängt vom Einsatzbereich (Innen- oder Außendämmung, Dach oder Wand), dem gewünschten U-Wert und dem ökologischen Anspruch ab.

Einige gängige natürliche Alternativen zur Strohdämmung sind:

  • Holzfaser: gute Wärmedämmung und Hitzeschutz, feuchtigkeitsregulierend, vielseitig einsetzbar
  • Zellulose (Einblasdämmung): aus Altpapier, ideal für die nachträgliche Dämmung, besonders ökologisch
  • Hanf: schimmelresistent, sehr langlebig, einfache Verarbeitung
  • Schafwolle: hervorragende Feuchtigkeitsaufnahme und Luftreinigungseffekt
  • Kork: sehr druckfest, feuerresistent, gut für Trittschalldämmung und Fassaden

Konventionelle Alternativen sind:

  • Mineralwolle (Steinwolle, Glaswolle): sehr gute Dämmwerte, günstiger Preis, nicht brennbar, aber leider sehr energieintensiv in der Herstellung
  • Polystyrol (EPS, Styropor): günstig und leicht, aber sehr umweltschädlich, problematisch bei Entsorgung und schneller brennbar
  • Polyurethan (PUR/PIR): höchste Dämmleistung bei geringer Dicke, dafür teuer und ebenfalls nicht nachhaltig