Erneuerbare Energien in Deutschland: Anteil & Vor- und Nachteile

Kai Janßen
Zuletzt aktualisiert: 23/11/2023

Erneuerbare Energien dienen dem Klima- und Umweltschutz. Sie senken auch die wirtschaftlichen Kosten und schonen die fossilen Energieressourcen. In diesem Ratgeber erfahren Sie die Vor- und Nachteile von erneuerbaren Energien sowie ihren Anteil in Deutschland.

Das Wichtigste zuerst

Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien sind natürliche, unerschöpfliche Energiequellen wie Wind, Sonne und Wasser.

Förderungen

Deutschland fördert erneuerbare Energien durch Gesetze und finanzielle Anreize.

Erneuerbare-Energien-Gesetz

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz fördert den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland.

Nachteile

Höhere Kosten, intermittierende Verfügbarkeit, Landschafts- und Umwelteinflüsse.

Was sind erneuerbare Energien? 

Erneuerbare Energien sind Energiequellen, die sich kontinuierlich erneuern oder aus unerschöpflichen natürlichen Quellen wie Sonne und Wind stammen. Erneuerbare Energien sind umweltfreundlich und reduzieren Treibhausgasemissionen.

Welche erneuerbaren Energien gibt es?

Die meist angewendeten erneuerbaren Energien sind Windkraft sowie Sonnenenergie in Form von Photovoltaik und Solarthermie. Weitere erneuerbare Energien stellen Geothermie, Wasserkraft und Meeresenergie dar. Erneuerbare Energie wird zudem in Form von Bioenergie erzeugt. Diese enthält feste und flüssige Biomasse wie Holz und Biodiesel sowie Biogas. 

Was ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz?

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist ein Instrument, das die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien regelt. Es trat im Jahr 2000 in Kraft und wurde seitdem immer wieder aktualisiert. Ziel des EEG ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien an Strom in Deutschland bis 2030 auf 80 % zu erhöhen.

Wie ist der Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland?

Im ersten Halbjahr 2023 lag der Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland bei circa 52 % des Bruttostromverbrauchs. Bei Einführung des EEG lag der Anteil bei lediglich 6,3 %. Im Jahr 2021 schrumpfte der Anteil im Vergleich zu 2020 von 45,3 % auf nur 41 %. Seitdem wächst der Ausbau von erneuerbaren Energien wieder rasant.

Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch

Quelle: Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat)

Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern

Im Jahr 2022 lag die installierte Leistung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen in Deutschland bei rund 148 Gigawatt. Damit ist Deutschland weit hinter dem Vorreiter China. Deren installierte Leistung von erneuerbaren Energien betrug fast 1.200 Gigawatt. Deutschland befand sich im Jahr 2022 auf Platz 5 hinter China, USA, Brasilien und Indien.

Länder weltweit nach installierter Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen (2022)

Quelle: IRENA @ Statista 2023

Deutschland möchte bis 2045 klimaneutral zu werden. Dafür muss der Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich zunehmen. Ziel ist es, bis 2030 mindestens 80 % des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken. Der Schwerpunkt der installierten Erneuerbaren-Energien-Anlagen liegt auf Wind- und Solarenergie.

Was bedeutet 65 Prozent erneuerbare Energien?

Die neue Novelle des Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) sieht vor, dass alle neuen Heizungsanlagen ab dem 1. Januar 2024 zu 65 % erneuerbare Energien nutzen müssen. Ziel ist es, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen im Gebäudesektor zu verringern.

Es besteht keine unmittelbare Verpflichtung, bestehende fossile Heizungsanlagen durch Systeme zur Nutzung erneuerbarer Energien zu ersetzen. Mit Öl oder Erdgas betriebene Heizungsanlagen, mit Inbetriebnahme vor 2024, werden weiterhin genutzt. Fällt eine fossile Heizungsanlage nach 2024 aus und bedarf an Reparatur, darf eine erneute Inbetriebnahme erfolgen.

Die deutsche Bundesregierung stellt Förderungen für erneuerbare Energien zur Verfügung, um den Ausbau zugänglicher zu machen und zu beschleunigen. 

Werden erneuerbare Energien in Deutschland gefördert?

In Deutschland werden erneuerbare Energien über die Kreditanstalt für Wiederaufbau und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gefördert. Das umfangreichste Förderprogramm ist der Kredit 270 der KfW. Dieser fördert erneuerbare Energien für die Strom- und/oder Wärmeerzeugung mit bis zu 150 Millionen €. 

Je nach Anwendungsfall sind weitere Förderprogramme erhältlich:

  • Photovoltaik: Neben dem KfW-270-Kredit steht seit 1. Januar 2023 der Nullsteuersatz zur Verfügung. Das heißt, beim Kauf einer PV-Anlage und zugehörigen Komponenten fällt keine Umsatzsteuer an. Zudem ist eine Einspeisevergütung von bis zu 13 Cent pro Kilowattstunde erhältlich. Weitere bundesländerspezifische und kommunale Förderungen stehen je nach Standort zur Verfügung;
  • Wärmepumpen: Hier wurde eine eigene KfW-Förderung aufgestellt, der KfW-Kredit-261. Dieser stellt ein Darlehen von bis zu 150.000 € mit Tilgungszuschuss von bis zu 67.500 € zur Verfügung. Eine weitere Option ist der Zuschuss "Bundesförderung für effiziente Gebäude - Einzelmaßnahme (BEG EM)". Dieser fördert bis zu 40 % der förderfähigen Kosten.

Was sind die Vor- und Nachteile von erneuerbaren Energien?

Erneuerbare Energien sind fundamental für die Klimaneutralität, da sie die Emissionen gegenüber herkömmlichen Energieträger erheblich verringern. Ihre Umsetzung ist teuer und bedarf hoher Investitionen in Anlagen, Netze und weitere Infrastrukturen.

Vorteile von erneuerbaren EnergienNachteile von erneuerbaren Energien
Reduzierung der Emissionenhohe Investitionskosten
sichere Ressourceneingeschränkte Verfügbarkeit
VersorgungssicherheitUmweltbelastung
lokale Wertschöpfung
neue Arbeitsplätze

Vorteile von erneuerbaren Energien

Die Energiewende in Richtung erneuerbare Energien hilft langfristig eine nachhaltige und sichere Energieversorgung zu gewährleisten. Dieser Übergang bietet zahlreiche Vorteile, die wir im Folgenden darlegen:

  • Reduzierung der Emissionen: Bei der Verbrennung von Kohle, Öl und fossilem Gas werden viele klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt. Erneuerbare Energien haben eine bessere Ökobilanz und erzeugen geringe CO₂-Mengen. Fossile Brennstoffe sind für 70 % der weltweiten Emissionen verantwortlich. Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Klimakrise;
  • Sichere Ressourcen: Erneuerbare Energiequellen sind im Überfluss vorhanden. Mit ihnen kann der gesamte Energiebedarf der Weltbevölkerung gedeckt werden. Fossile Brennstoffe wiederum sind begrenzt und gehen zur Neige. Erneuerbare Energien sichern die künftige Energieversorgung;
  • Versorgungssicherheit: Durch erneuerbare Energien reduzieren sich Abhängigkeiten von einigen wenigen Lieferanten. Erneuerbare Energien bieten eine langfristige Lösung, um die Abhängigkeit von kostspieligen und unsicheren Importen weniger Anbieter zu verringern;
  • Lokale Wertschöpfung: Die inländischen Erzeuger erneuerbarer Energien zahlen Steuern auf ihr Einkommen. Die regionale Energieerzeugung hält die Wertschöpfung im Land. Lokale Arbeitsplätze erhöhen die Kaufkraft und kurbeln die Wirtschaft an. Mehr Energieerzeuger führen zu einem dynamischen Wettbewerb. Das wirkt sich langfristig positiv auf die Preisgestaltung aus;
  • Neue Arbeitsplätze: Erneuerbare Energien werden regionale Arbeitsplätze schaffen. Studien des Bundeswirtschaftsministeriums gehen von 338.600 bis 530.000 Arbeitsplätzen aus. Werden jedoch nur die direkten Arbeitsplätze berücksichtigt, sind es 10.000 bis 50.000. Der Netto-Beschäftigungseffekt im Jahr 2050 wäre ein Zuwachs von 230.000 Arbeitsplätzen.

Nachteile von erneuerbaren Energien

Erneuerbare Energien haben aber auch einige Nachteile:

  • Hohe Investitionskosten: Der Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien ist kostenintensiv. Noch in jüngster Vergangenheit waren erneuerbare Energien benachteiligt, da fossile Brennstoffe stark gefördert und subventioniert wurden. Die Situation ändert sich jedoch. Staatliche Subventionen machen die Erzeugung erneuerbarer Energien für kleine Eigenverbrauchsanlagen jetzt wettbewerbsfähig mit fossilen Brennstoffen;
  • Eingeschränkte Verfügbarkeit: Die erneuerbaren Energien schwanken je nach Verfügbarkeit der Energiequelle. Keine Sonne bedeutet keine Solarenergie, und kein Wind bedeutet keine Windenergie. Ungünstige Witterungsbedingungen führen zu Problemen bei der Energieversorgung, was jedoch hauptsächlich auf Speicherprobleme zurückzuführen ist. Es gibt zum Glück technische Innovationen, die praktische und erschwingliche Lösungen für die Zukunft bieten;
  • Umweltbelastung: Der Bau von Anlagen für erneuerbare Energien führt häufig zu Beeinträchtigungen der Natur, hauptsächlich in Großprojekten. So schaden Wasserkraftwerke möglicherweise Fischen und Wasserpflanzen. Ein weiterer Ausbau kann seltene Lebensräume beeinträchtigen.